rheumatisches Fieber
Das rheumatische Fieber befällt vorzugsweise Kinder nach dem 4.Lebensjahr. Es findet sich eine Häufung in unteren sozialen Schichten.
Außerdem konnte eine Assoziation des rheumatischen Fiebers mit HLA-DR2 und -DR4 gezeigt werden.
Von der Arthritis am häufigsten betroffen sind Knie-, Sprung-, Ellbogen- und Handgelenke. Die Arthritis klingt längstens nach 3 bis 4 Wochen vollständig ab. Bei Erwachsenen mit rheumatischem Fieber findet sich gelegentlich auch eine Beteiligung der kleinen Gelenke. Sehr selten kommt es zum Auftreten einer Jacoud-Arthropathie. Diese ist durch das Auftreten einer periartikulären Fibrose der Metakarpophalangealgelenke nach multiplen Attacken des akuten rheumatischen Fiebers charakterisiert.
Von kardialer Seite wird im akuten Stadium häufig ein mitrales Rückströmungsgeräusch fassbar. Schwere Verläufe sind mit einer Perikarditis verbunden. Als Spätkomplikation der rheumatischen Karditis steht die Mitralstenose im Vordergrund. Eher selten findet sich eine Aortenstenose. Mittels elektrokardiographischer Untersuchungen lassen sich alle Formen von asymptomischen Blockbildern und spezifischen ST-Veränderungen, bis hin zum paroxysmalen Vorhofflimmern nachweisen.
Klassisch ist das Auftreten einer akuten, exsudativen Poststreptokokken-Glomerulonephritis. Eine echte Nierenbeteiligung im Rahmen des akuten rheumatischen Fiebers ist jedoch eine Seltenheit.
Die Diagnose erfolgt nach den Jones-Kriterien:
* Hauptkriterien:
1) Karditis
2) Polyarthritis (migratorisch)
3) Chorea
4) Erythema marginatum
5) Subkutane Knoten
* Nebenkriterien:
1) Frühere Episoden von rheumatischem Fieber
2) Rheumatisches Herzleiden
3) Arthralgien
4) Fieber
5) BSG- und CRP-Erhöhung
6) Leukozytose
7) Verlängerung des Q-T-Intervalls >0,22 Sekunden
8) Nachweis eines Streptokokkeninfektes:
• pos. Rachenabstrich auf Streptokokken der Gruppe A
• kürzlich abgelaufener Scharlach
• ASL-Titer-Anstieg
Für die Diagnose des akuten rheumatischen Fiebers wird der Nachweis von 2 Hauptkriterien, oder eines Hauptkriteriums mit 2 Nebenkriterien gefordert, wenn zugleich Hinweise für einen abgelaufenen Streptokokkeninfekt bestehen.
Ein unbehandeltes rheumatisches Fieber dauert durchschnittlich ca. 3 Monate an.
CRP und BSG sind - in wechselnder Ausprägung - im Rahmen des akuten rheumatischen Fiebers erhöht.
Eine milde normochrome, normozytäre Anämie im Sinne einer Entzündungsanämie kann während des akuten rheumatischen Fiebers gefunden werden.
Obligat ist das Einhalten einer Bettruhe. Bei Patienten ohne Karditis für ein bis drei Wochen, bei Vorliegen einer Karditis für insgesamt 7 Wochen.
Die Standardtherapie des akuten rheumatischen Fiebers ist Acetylsalicylsäure (ASS), in der Dosierung von 100mg/kgKG und Tag für die ersten 14 Tage, bzw. bis zum Verschwinden aller Symptome und einer Normalisierung von BSG und CRP.
Bei Vorliegen einer schweren Herzbeteiligung kommen Glucocorticoide zum Einsatz.
Unabhängig von dem Vorliegen einer symptomatischen Pharyngitis wird eine antibiotische Therapie durchgeführt. Zur Anwendung kommen Penicillin bzw. bei Allergie Erythromycin. Eine antibiotische Prophylaxe, die wahrscheinlich über 10 Jahre nach der akuten Attacke bzw. bis zum 20. Lebensjahr durchgeführt werden sollte, schließt sich daran an.