Lumboischialgie
Synonyme
Siehe Therapie der Lumbalgie und Ischialgie
Prinzipiell möglichst ursachenbezogen und jedenfalls stadiengerecht (akut - chronisch).
Medikamentöse Therapie:
Medikation gemäß WHO-Schema: Analgetika, NSAR, einschließlich schwach und stark wirksamen Opioiden nach den Regeln der Schmerztherapie.
d.h. ausreichende Dosierung des geeigneten Mittels oder deren Kombination zur Erreichung eines Serumspiegels, der zur Schmerzbeherrschung führt. Bei Therapieresistenz innerhalb von 2-3 Wochen und Gefahr der Chronifizierung Zusammenarbeit mit einem Schmerzspezialisten. Beachtung und prophylaktische Behandlung der bekannten Nebenwirkung der Medikamente (insbesondere Magen-Darm Trakt bei NSAR, aber auch Leber, Niere, sowie ‹belkeit, Sedierung und Obstipation bei Opioiden).
Kombination der Schmerzmedikation mit Muskelrelaxantien und schmerzmodulierenden Substanzen wie Antidepressiva, Antikonvulsiva und Glukocorticoiden
Auch bei der Lumboischialgie mit radikulärer Läsion ist die Dauer der Bettruhe möglichst kurz zu halten (bis max. 3-5 Tage mit analgetischer Schonlagerung), und es sind die gewohnten Aktivitäten möglichst beizubehalten.
Infiltrationstherapie oder therapeutische Lokalanästhesie (TLA) mit und ohne Zusatz von Glukocorticoiden oder Glucose (Anti-Proliferationstherapie), ist EBM begrenzt erwiesen. Grenzstrangblockaden beim postischialgischen Sympaticus-Reflexsyndrom. Röntgen bzw. CT - Assistenz erhöhen die Erfolgsquote.
Zum Einsatz kommen
- epidurale Infiltrationen, besonders beim mediolateralem Prolaps, bei Läsionen in mehreren Etagen, z.B. bei der spinalen Stenose, und bei Vernarbungen (häufig nach Bandscheibenoperationen)
- Die transforamenale Injektion bei lateral gelegenen Diskusvorfällen
- Die Facettengelenksinfiltration
- Die Sacroilicalgelenksinjektion
Physiotherapie:
Hinsichtlich den physikalischen Maßnahmen gelten die Richtlinien wie bei der Lumbalgie. Hervorzuheben und weitgehend gesichert sind die Heilgymnastik und die multidisziplinäre Behandlung einschließlich Verhaltenstherapie bei chronifizierten Schmerzbildern. Der Schwerpunkt der Heilgymnastik soll auf das individuelle Defizit oder deren Kombinationen zielen, nämlich eingeschränkte Beweglichkeit oder Hypermobilität bis Instabilität, verminderte Muskelkraft, verminderte Ausdauer, verminderte Koordination.
Chirurgische Therapie:
Absolute Indikation besteht beim Cauda-Equina-Syndrom und bei rasch fortschreitenden, neurologischen Ausfällen; relative Indikationen nach erfolgloser, intensiver, nicht-chirurgischer Therapie für 4 bis 6 Wochen und sicherer Diagnostik mit ‹bereinstimmung von klinischem Untersuchungsbefund und bildgebendem Verfahren, nach Ausschluss von dominierenden psychischen Faktoren.
Spezifische Indikationen können bei Tumoren, Entzündungen und posttraumatischen Zuständen gegeben sein.
Eine Zusammenarbeit zwischen dem nichtoperativen und dem operativen Arzt erhöht die Erfolgschance der Operation. Dies gilt auch für die postoperative Nachbetreuung und Rehabilitation.
Das Ausmaß des Eingriffs ist dem Befund des einzelnen Falles anzupassen, z.B. Wurzeldekompression mit und ohne Stabilisierung (Wirbelkörperfusion). Die Operation zielt in 1.Linie auf die Ischialgie und nicht auf den Kreuzschmerz ab.
Nur bei 1-3% der Patienten mit degenerativen Wirbelsäulenveränderungen ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich.
Failed back surgery syndrom:
Unzureichende oder fehlende Besserung bzw. Verschlechterung nach Operation.
Die Hauptursachen sind:
- falsche Indikation
- Instabilität
- Vernarbungen
- Entzündungen oder falsche Operationstechnik
Prim. Univ. Doz. Dr. Martin Friedrich,
Abteilung für orthopädische Schmerztherapie,
Orthopädisches Spital Speising